31. Oktober 2019

Die Fachgruppe Sozialkunde auf Exkursion

– zu Besuch in Schneeberg & Mödlareuth

 

Vom 11. bis 13. Oktober 2019 bot die Fachgruppe Sozialkunde im Zusammenhang mit dem 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls einen Besuch der Bergstadt Schneeberg in Sachsen sowie des Deutsch-deutschen Museums in Mödlareuth (Bayerb/Thüringen) an. Dem Aufruf folgten insgesamt elf Kolleginnen und Kollegen aus ganz Bayern.

Nach einer zum Teil langwierigen Anreise ließen wir den Abend mit fachgruppenspezifischen Erwartungen und Fragestellungen an die Exkursion, was und wie sich in den letzten drei Jahrzehnten die ostdeutschen Bundesländer entwickelt haben, gemeinsam ausklingen.

Am 12. Oktober erhielten wir von Frau Marei Hilmer, stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Schneeberg, einen Vortrag über die Entwicklung sowie aktuelle Bestrebungen der ca. 15.000-köpfigen Gemeinde. Ebenso stand sie im Anschluss an den Vortrag unseren Fragen Rede und Antwort.

Im Anschluss daran besuchten wir den Markus-Semmler-Stollen, wo wir mit einem herzlichen „Glückauf“ im Besucherbergwerk „Markus Semmler“ (Schacht 15IIb) auf dem Territorium der Gemeinde Bad Schlema begrüßt wurden. In diesem Stollen wurde nach dem 2. Weltkrieg (1946-1991) Uran abgebaut. Ca. 2 Stunden erhielten wir eine Führung Untertage, in der wir erfuhren, wie der Bergbau Landschaften und Menschen vor Ort prägte und wie sich „Untertage anfühlte“.

Vom 16. bis zum 19. Jh. war das Schneeberger Revier weltgrößter Fundort für Kobalterze, aus denen man das berühmte Kobaltblau herstellte. Zu den wichtigsten Denkmalen des Kobaltbergbaus zählt das Siebenschlehener Pochwerk, durch das wir sachkundig geführt wurden. Es gehörte zur 1495 erstmals erwähnten Fundgrube Siebenschlehen und diente der Aufbereitung der abgebauten Erze. Reine Erze findet man nur zu einem geringen Teil, meist hatten die geförderten Erze ca. 1 bis 20% Gehalt an nutzbaren Mineralien. Vor dem Verkauf mussten diese aber auf annähernd 100% gebracht werden. Der Hauptteil dieser Arbeit fand in den Pochwerken statt. Zuerst mussten die Erze auf die notwendige Feinheit zerkleinert (gepocht) werden, bevor sie durch das Waschen in Erz und taubem Gestein getrennt wurden.

Am 13. Oktober traten wir die Reise von Schneeberg nach Mödlareuth, auch „Little Berlin“ genannt, an; dort besuchten wir das Deutsch-deutsche Museum. Eine historische, denkwürdige Grenze mitten durch ein kleines Dorf mit ca. 50 Einwohnern. Bereits im Jahre 1810 wurden entlang des Tannbaches neue Grenzsteine gesetzt. Die eingemeißelten Initialen »KB« (Königreich Bayern) auf der westlichen, »FR« (Fürstentum Reuß) auf der östlichen Seite dokumentieren noch heute die Zugehörigkeit Mödlareuths zu verschiedenen Landesherren. Auch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ging der Westteil Mödlareuths in den neu gegründeten Freistaat Bayern, der Ostteil in das Land Thüringen über. Der Tannbach als Grenzverlauf blieb aber weiterhin bestehen, als reine Verwaltungsgrenze, die das Alltagsleben der Mödlareuther kaum beeinträchtigte. Das sollte sich jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen ändern. Mit Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 gehörte nun der Ostteil Mödlareuths zum Territorium der DDR, der Westteil zu dem der Bundesrepublik. Damit waren beide Teile Mödlareuths nicht nur Bestandteil zweier verschiedener Staaten, sondern auch unterschiedlicher politischer, militärischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Systeme.

Nach zwei ereignisreichen, fachlich sehr informativen Tagen traten alle nach der Führung durch die Grenzanlagen Mödlareuths ihre Heimreise an.

S. Aslanidis