VLB Bayern Schularten

Förderberufsschulen

Hier finden Sie unser Informationsangebot für die Kolleginnen und Kollegen der Förderberufsschulen.

Die Förderberufsschule - Berufsschulart mit Zukunft

Doris Labbé OStRin an der Alfred-Welker-Berufsschule in Nürnberg

Im bayerischen Bildungssystem werden die Auswirkungen der UN-Behindertenrechtskonvention selten beleuchtet im Hinblick auf das Zusammenspiel der Regel- mit den Förderberufsschulen.

Dabei gilt es gerade die Förderberufsschulen mit ihren Erfolgen sowie ihren Chancen und Grenzen in der Inklusionsdebatte zu betrachten. Des Weiteren die

Umsetzung von Inklusion ins Zentrum zu rücken sowie entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und etwaige Ideen für die Zukunft zu antizipieren.

Auf dem Berufsbildungskongress in Bamberg im November 2018 traf sich die “Fachgruppe Förderberufsschulen“ unter der Leitung von Herrn Peter Fleischmann. Am Infostand konnten interessante Gesprächspartner begrüßt werden:

Zum Informationsaustausch kamen Herr Ministerialdirigent German Denneborg und Herr Hauptpersonalrat sowie stellvertretender VLB-Landesvorsitzender Rudolf Keil. Auch unser neuer VLB-Vorsitzender Herr Pankraz Männlein war im Gespräch mit Mitgliedern unserer Fachgruppe.

Im anschließenden Workshop trafen sich 30 interessierte Lehrkräfte aus allen Regierungsbezirken zum Erfahrungsaustausch zum Thema „Förderberufsschulen in Zeiten der Inklusion“.

Der Umgang mit schwierigen Schülern/Innen und die Unterstützungsmöglichkeiten für die Regelberufsschulen wurden ebenso diskutiert, wie die aktuellen Themen im Förderberufsschulbereich:

"Funktionenplan, Planstellensituation an Förderberufsschulen und die Förderschulen allgemein als inklusiver Lernort"

Den meisten Teilnehmern war nicht bewusst, dass der Zuständigkeitsbereich im Ministerium in der Abteilung 3 "Grund-, Mittel- und Förderschulen" und nicht in der Abteilung 6 “Berufsschulen“ liegt.

Daher übernimmt die Fachgruppe eine wichtige Aufgabe gerade im Kontakt und in der Kommunikation mit beiden Abteilungen, um bestmögliche Arbeitsbedingungen für Fachlehrer und Berufsschullehrer an Förderberufsschulen zu erreichen.

 

Weitere Diskussionspunkte waren außerdem:

  • Umsetzung von Inklusion – Grenzen der Förderberufsschulen
  • Die Anforderungen an Berufsabschlüsse werden von HWK und IHK vorgegeben.
  • Training und Unterstützung reichen oft nicht aus, damit diese sehr hohen Ziele von
  • jedem Jugendlichen erreichbar sind. Der allgemeine Arbeitsmarkt kann nicht das Ziel für jeden Schüler/In einer Förderberufsschule sein.
  • Es gibt zu wenige Sonderschulpädagog(inn)en für den mobilen sonderpädagogischen Dienst. Gleichzeitig ist nicht jeder Lehrer/In für diese Aufgabe geeignet.
  • Flächendeckend ist eine Beratung, Versorgung und kooperative Beschulung von
  • Schüler/Innen mit Förderbedarf an allen Regelberufsschulen nicht möglich.
  • Umsetzung von Inklusion – Chancen für die Förderberufsschulen
  • Die Vollausbildung an Regelberufsschulen kann durch den mobilen sonderpädagogischen Dienst im Zusammenwirken von Berufsschul-, Fach- und Sonderschullehrer/Innen unterstützt werden.
  • Die Förderberufsschulen können ihr Know-how über den mobilen sonderpädagogischen Dienst in die Regelberufsschulen einbringen.
  • Lehrer/Innenaustausch und Wissenstransfer bereichern beide Seiten.
  • Sie bieten denjenigen Mitgliedern der Gesellschaft, die einen Förderbedarf in den Bereichen „Lernen“ oder „emotionale-soziale Entwicklung“ haben, Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
  • Förderberufsschulen sollten als Angebote für alle Jugendlichen (auch für Schüler/Innen ohne sonderpädagogischen Förderbedarf) gesehen werden; sie unterstützen den nachträglichen Erwerb des einfachen bzw. qualifizierenden Hauptschulabschlusses, setzen individuelle Förderung um und können den mobilen sonderpädagogischen Dienst einbringen.
  • Daneben kann die Förderberufsschule die Ausbildung in Berufen für schwächere Schüler und in Helferberufen mittragen.
  • Die große räumliche Entfernung zu deren eigentlichen schulischen Ausbildungsstätte führt selbst Abiturienten zum Besuch der Förderberufsschule vor Ort und stellt für sie eine akzeptable Alternative dar.
  • Notwendige Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Inklusion

Notwendig sind unter anderem ausreichend Personal an den Regel- und Förderberufsschulen, kleine Klassenstärken, eine veränderte Lehrer/Innen-Ausbildung und entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen sowie eine veränderte, wertschätzende Haltung aller Lehrer/Innen „schwierigen“ Jugendlichen gegenüber.

Es sollte Stundenermäßigungen für Lehrer/Innen zur Freistellung für Kooperationsmaßnahmen (Fortbildungen, Hospitationen, auch von Seiten der Lehramtsreferendare aus anderen Schularten) und eine Aufstockung der Stunden des mobilen sonderpädagogischen Dienstes geben.

Zudem muss eine Aufklärung derjenigen Eltern dahingehend stattfinden, dass sie einer früh- bzw. rechtzeitigen “Annahme“ der sonderpädagogischen Möglichkeit(en) in der Erziehung und Förderung ihres Kindes ab dem Kindergarten in Erwägung ziehen und zulassen.

 

Rolle und Aufgaben der Regelberufsschulen in der Umsetzung von Inklusion

Grundsätzlich müssen sich Einstellungen ändern:

Inklusion ist auch eine Herausforderung für die Regelberufsschulen.

Angesichts der derzeitigen Lerngegebenheiten und des besonderen Förderbedarfs

der Förderberufsschüler/Innen gelingt es noch viel zu selten, in einer Regelberufsschule den unterschiedlichen individuellen Förderbedarfen angemessenen Raum zu geben.

Wichtig sind daher der Informationsaustausch, die Unterstützung und die gemeinsame (Für-)Sorge um die entsprechenden Schüler/Innen.

Des Weiteren die enge Zusammenarbeit zwischen den Schularten, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit durch gegenseitige Besuche und das Schaffen von Synergien.

 

Ideen zur zukünftigen Aufstellung der Förderberufsschulen

Für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf werden auch in Zukunft Förderberufsschulen mit Fachklassen in Vollausbildungsberufen benötigt.

Berufsvorbereitung an der Förderberufsschule wird auch weiterhin in vielfältigen

Formen einen wesentlichen und ganzheitlichen Beitrag dazu leisten können, dass

Jugendliche mit besonderem Förderbedarf Ausbildungsfähigkeit bzw. Berufsreife erlangen.

Mehr Austausch und kollegiale Hospitationen zwischen den Regel- und den Förderberufsschulen sind für alle Beteiligten sinnvoll.

Im Hinblick auf mehr als 250.000 Berufsschulabbrecher/Innen pro Jahr bundesweit erfüllt die Förderberufsschule eine wesentliche Funktion und stellt eine wichtige Bildungsreserve dar.

Bei der Gegenüberstellung der Begriffe Pädagogik und Sonderpädagogik kamen die Anwesenden zu dem Schluss, dass sie sich in der Praxis kaum unterscheiden.

Es sollte eine Änderung des Selbstverständnisses der Lehrer/Innen stattfinden:

  • Weg vom bloßen Wissensvermittler, vielmehr hin zum Wegweiser und Berater;
  • der Lehrer als Coach und Erzieher!