13. April 2020

Wirtschaftsschule Passau

6. Beispiel Erfahrungen aus dem virtuellen Klassenzimmer

Nachdem bekannt wurde, dass aufgrund des Corona-Virus alle bayerischen Schulen bis Ende der Osterferien geschlossen werden, war die Frage, wie der Unterricht über digitale Kanäle aufrechterhalten werden kann.

Schnell war klar, dass es hierfür eine virtuelle Lernumgebung braucht, die einerseits den Schüler/innen und Lehrkräften vertraut ist und andererseits auch technisch störungsfrei läuft. Hierfür war die Wirtschaftsschule Passau bestens vorbereitet und konnte quasi am Tag der Bekanntgabe der Schulschließung per Knopfdruck auf den digitalen Unterricht umschalten. Hierfür nutzt die Schule das System Microsoft Teams. Hier wurden für jede Klasse virtuelle Klassenzimmer eingerichtet, in welche die jeweiligen Lehrkräfte ihre Lernunterlagen einstellen können.

Nach einer Woche Unterricht in diesem virtuellen Raum sind die Rückmeldungen aller Beteiligten sehr positiv. Die Arbeitsaufträge werden von den Schülern/innen bearbeitet. Lehrkräfte treffen sich mit ihren Klassen zu Videokonferenzen oder in Chats, um so komplexere Aufgaben, wie im realen Unterricht, live erklären zu können. Auch werden von den Lehrkräften Erklärvideos eingestellt, um Verständnisproblemen bei den Schülern/innen vorzubeugen.

Die Schulleitung sowie das Kollegium nutzt diese Möglichkeiten und hält notwendige Konferenzen/ Besprechungen per Videochats ab.

Die Schüler begeben sich täglich in das virtuelle Klassenzimmer und finden dort ein breit gefächertes Angebot. Manche Kollegen legen einfache Aufgaben ab, wie z.B. Lese dieses Infoblatt und erarbeite daraus eine Übersicht. Andere Kollegen erstellen Wochenaufgaben, die zu einem bestimmten vordefinierten Termin abgegeben werden müssen – Teams bietet eine Funktion, dass der Lehrer genau sieht, wer die Aufgabe schon bearbeitet oder abgegeben hat – anschließend wird dem Schüler ein Feedback gegeben. Einige Kollegen*innen nutzen auch Erklärvideos, die zum überwiegenden Teil selbst erstellt wurden, um den Schülern die Möglichkeit zu geben in ihrem eigenen Tempo und mit möglichen Wiederholungen sich ein Thema zu erschließen – die Schüler*innen mögen diese Methode sehr, weil sie Videos von gängigen Videoplattformen her kennen und sie erkennen, dass die Individualisierung ihres eignen Lernprozesses für Sie Vorteile hat. Beipielvideo: www.youtube.com/watch

Aber auch Videokonferenzen werden mit den Schülern*innen durchgeführt. So können im individuellen Gespräch Fragen geklärt werden oder im Klassenverband wird, über die Funktion Bildschirm-teilen, ein Arbeitsblatt/Tafelanschrieb oder ein komplexerer Sachverhalt besprochen. Der besondere Vorteil ist hier, dass die Teilnehmer sich sehen und dadurch Gestik und Mimik wahrnehmbar ist. Die Schüler sind dadurch auch motivierter. Nicht jeder Schüler muss per Video teilnehmen, weil eine Videokonferenz ja nicht nur das Recht am eigenen Bild berührt, sondern auch einen Einblick in die Wohnung/Zimmer des Schülers zulässt.

Natürlich gibt es auch technische Herausforderungen, so ist es unabdingbar, dass ein Support hinter dem ganzen steht, wenn z.B. ein Passwort vergessen wurde oder ein anderes Problem besteht. Ein besonderes Augenmerk muss in Zukunft auch auf die technischen Voraussetzungen gelegt werden, weil nicht alle Schüler über die gleichen Hardwareprodukte verfügen, aber auch die Lehrer sind nicht alle im Homeoffice mit Headset/Mikro und Kamera ausgestattet – so wie das im vom Digitalpakt geförderten „digitalen Klassenzimmern“ der Fall ist.

Hilfreich bei der Umstellung auf die digitale Lernumgebung ist, dass alle Beteiligten mit dem Umgang dieser Lernumgebung bereits vertraut waren.  Schon während des regulären Unterrichts in der Schule wurden vereinzelt Lernaufträge über Microsoft Teams erteilt, um so dem Bildungsauftrag gerecht zu werden, die Schüler/innen im Umgang mit digitalen Lernwerkzeugen zu schulen. Kommunikation und Kooperation ist Bestendteil des Medienkompetenzrahmens und wurde z.B. in der Nutzung eines gemeinsamen Kalenders oder durch E-Mail-Kommunikation gelehrt/gelernt. Alle Schüler/innen sowie Lehrkräfte haben von der Schule eine persönliche Lizenz für die Office-365 Produkte erhalten, welche das Arbeiten am heimischen Endgerät (PC, Tablet) problemlos ermöglicht. So ist gewährleistet, dass alle beteiligten Personen Zugang zu den Unterrichtsmaterialien haben.

Die Lehrkräfte konnten ihre Kenntnisse und Fähigkeiten mit diesen Tools in mehreren externen wie internen Lehrerfortbildungen gezielt verbessern. Hier ist von großem Vorteil, dass der Medienpädagogischer Berater digitale Bildung (mBdB) der Regierung von Niederbayern, Herr Martin Fritz, selbst Lehrkraft an der Wirtschaftsschule Passau ist und so gezielt die Neuerungen der digitalen Lernumgebungen direkt an das Kollegium weitergeben kann. 

Auch ist die Wirtschaftsschule Passau „Referenzschule für Medienbildung“. Dieser Status wurde Projektschulen verliehen, die einen nachhaltigen Qualitätsentwicklungsprozess im Medienbereich in Gang gesetzt bzw. weitergeführt und diesen Prozess in einem Medienentwicklungsplan transparent dokumentiert haben. Im Fokus stehen dabei die Stärkung der Medienkompetenz der Schüler und die weitere Verbesserung der Unterrichtsqualität.

Zusätzlich zu den beschriebenen Maßnahmen wurde im ersten Schulhalbjahr, ergänzend zum bestehenden Elterninformationssystem ESIS, ein weiteres Messengersystem - „Telegram“ - für alle Schüler/innen, Lehrkräfte und Eltern/Erziehungsberechtigte eingeführt, welches der Schulleitung ermöglicht, schnell über die aktuellen Entwicklungen (Coronakrise, Sturmtief „Sabine“) zu informieren. Ziel ist es, über mehrere Kanäle (Homepage, Messengersystem, ESIS, Microsoft TEAMS) notwendige Informationen schnell weitergeben zu können.

Alles in allem ist und bleibt die Wirtschaftsschule Passau bestens aufgestellt, den Unterricht auch weiterhin digital anbieten zu können und ist froh, schon in den letzten Schuljahren dafür die Weichen gestellt zu haben.

Bild: Videokonferenz mit Schulleiter Robert Lindner (unten links), Stellvertretendem Schulleiter Matthias Schmid (oben rechts) und Kolleginnen

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