BBNE Berufliche Nachhaltigkeitsbildung

1. Überblick Agenda 2030 - Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE)

Agenda 2030 - 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, die Armut zu beseitigen, ebenso wie wir die letzte sein könnten, die die Chance hat, unseren Planeten zu retten.

Im Jahr 2015 einigten sich die Vereinten Nationen auf 17 Ziele, mit denen sie eine sichere, faire und lebenswerte Zukunft, kurz Nachhaltige Entwicklung, auf der ganzen Welt erreichen möchten. Diese Ziele sind die Sustainable Development Goals (abgekürzt als “SDGs”). Weitere Synonyme, die häufiger in diesem Zusammenhang fallen und dasselbe meinen: Ziele für nachhaltige Entwicklung, globale Nachhaltigkeitsagenda und 2030-Agenda bzw. Agenda 2030.

Die nachhaltigen Entwicklungsziele werden unter den großen 5 “Ps” zusammengefasst:

  • People
  • Planet
  • Prosperity
  • Peace
  • Partnership

Aus ihnen heraus bilden sich die 17 Ziele und 169 Unterziele, von denen das Ziel 4 ausdrücklich den Bildungsbereich anspricht, der jedoch mit allen anderen eng verbunden ist.

Die 17 Ziele wurden mit der Agenda 2030 vom Bundestag ratifiziert und sollen von der Deutschen UNESCO Kommission, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und der KMK im Bildungsbereich (Bildung für nachhaltige Entwicklung BNE) umgesetzt werden. Die Besonderheiten des beruflichen Bildungswesens lassen es sinnvoll erscheinen, dort von BBNE zu sprechen.

In diesem Video der Vereinten Nationen werden die 17 Ziele der Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals=SGDs) erklärt.

Quelle: United Nations System Staff College (UNSSC) - Vimeo

Was ist (B)BNE?

„(B)BNE versetzt Menschen in die Lage, ihr eigenes Handeln in globalen Zusammenhängen zu betrachten und verantwortungsvolle Entscheidungen für eine nachhaltige Gegenwart und Zukunft zu treffen“. Sie betrifft alle Lebensbereiche gleichermaßen. Der Schwerpunkt der Pädagogik/Didaktik liegt dabei darauf, nicht nur Wissen zu generieren, sondern Handlungen im Sinne von Verbesserungen durch Nachhaltigkeit und globaler Zukunftsfähigkeit zu initiieren. Man spricht deshalb bewusst von transformativer Bildung und einem Whole Institution Approach. Dieser Ansatz bedingt erheblich Änderungen in der Art wie wir Lehren und Lernen. Die Handelnden sollen sich dabei so weit als möglich als wesentlich und selbstwirksam erleben

2. Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung (BBNE)

Welchen Sinn hätte berufliche Bildung, wenn nicht den, der nachfolgenden Generation eine bessere, friedvollere, sinnvolle Lebensgestaltung im Einklang mit Natur und Umwelt zu ermöglichen. Letzteres aufgrund der Besonderheiten des beruflichen Bildungswesens deshalb, weil wir viel zu lange gegen diesen Grundsatz verstoßen haben. Fehler haben aber immer ihren Preis, dessen Höhe wir erst langsam zu begreifen scheinen: Extremwetterlagen, Artensterben, Klimaerwärmung, Ernteausfälle, gesundheitliche Probleme aufgrund von Hitze, Schadstoffen, neuen Krankheiten etc. verursachen schon jetzt in Deutschland wirtschaftliche Schäden in einer Höhe, die den jährlichen Etat des Bundeshaushalts überschreiten,
vgl. Studie Quantifizierung externer Effekte als Steuerbasis für ein nachhaltiges Steuersystem, v. 01.06.2021 des Bundesbildungsministeriums

Ohne eine entsprechende Bildung werden wir diese Kosten weder bezahlen können, noch die Kapazitäten haben, die lokal und global nötigen Entwicklungsschritte einzuleiten, die dem Nachhaltigkeitsbegriff der Vereinten Nationen (Brundtland-Kommission 1986) gerecht werden:

  • „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“
  • Der beruflichen Nachhaltigkeitsbildung (BBNE) kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, weil sie die Brücke zwischen Theorie und Praxis darstellt und die drei Handlungsfelder Ökonomie, Ökologie und Soziales in einem demokratischen Staat ideal verzahnt.

BBNE ist also weit mehr als „nur“ Umweltschutz!

3. Gesetzliche Rahmenbedingungen für den Unterricht

Jeder Unterricht in einem Rechtsstaat benötigt eine Legitimation, die sich letztlich aus einer Verfassung/einem Grundgesetz ableitet. Darüber hinaus sind Staaten Mitglieder in überstaatlichen Organisationen, die völkerrechtlich bindende Verträge aushandeln und beschließen.

Im Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung existiert mittlerweile ein lückenloser Kanon von Gesetzestexten und Verträgen auf allen Rechtsebenen, aus dem sich zwingend Unterrichtsziele, -inhalte und -methoden ableiten, die das komplette Schulleben beeinflussen und auf die sich jede Lehrkraft berufen kann:

  • Vereinte Nationen (UN) - Pariser Abkommen, Agenda 21
  • Europäische Union - Green Deal
  • Deutschland - GG Art 20a
  • Bayern - BV Art 131, 141 u.a., BayEuG Art 1 und 2
  • Kommunen - Kommunale Klimakonzepte oder Satzungen (Abfall)

Lesenswert:

Speziell für die Berufsausbildung und -ausübung werden diese ergänzt und erweitert durch zahlreiche Regelwerke wie z.B.

  • dem Betriebsverfassungsgesetz §89, Berufsbildpositionen der einzelnen Ausbildungsberufe ,
    www.bibb.de/de/pressemitteilung_135573.php
  • die Ausbildungsrahmenpläne
  • Zertifizierungsverpflichtungen großer Unternehmen im Rahmen des Energiedienstleistungsgesetzes oder
  • freiwilliger Umweltmanagementsysteme z.B. nach EMAS, die ausdrücklich Mitarbeiterbeteiligung fordern.

Darüber hinaus sind erfolgreiche Zertifizierungen der Schlüssel zu umweltrechtlichen Vollzugserleichterungen bezogen auf verschiedene, energiebezogene Steuersysteme wie z.B. das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Sich mit nachhaltigen Wirtschaftsformen zu befassen und u.a. Mitarbeiter zu schulen, ist demnach bereits jetzt berufliche Wirklichkeit und wird zunehmend auch in der Ausbildung an Bedeutung gewinnen. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen werden verstärkt in finanzieller Hinsicht Vorteile genießen (Versicherungsbeiträge, Auftragsvergabe, Steuererleichterungen), bei ihrer Produktpalette zukunftsfähiger aufgestellt sein und bei Themen wie Marketing und der Mitarbeiterrekrutierung klare Vorteile besitzen – das gilt übrigens auch für die Schulen selber.

4. Die besondere Rolle der beruflichen Nachhaltigkeitsbildung BBNE

Wie oben beschrieben wird es für Unternehmen aus verschiedensten Gründen zunehmend interessant, betriebliche Abläufe unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu planen und durchzuführen. Ohne entsprechend geschultes Personal ist dies jedoch nur sehr eingeschränkt, wenn überhaupt möglich! Da die Energieverbräuche – und damit die klimarelevanten Emissionen - in unserem Land obendrein zu mehr als der Hälfte mit der Produktion von Waren und den damit verbundenen Dienstleistungen verbunden sind, würden alle politischen Bemühungen, eine Energiewende herbeizuführen und/oder die vertraglich zugesicherten Klimaziele zu erfüllen, ohne das produzierende Gewerbe und den Servicesektor zur Makulatur.

Darüber hinaus stellen die Beschäftigten dieser Wirtschaftszweige einen einkommensstarken Anteil der Gesamtbevölkerung, dessen Konsumverhalten auch auf privater Ebene entscheidend dazu beiträgt, inwieweit und wie schnell politisch gewollte Vorgaben, z.B. im Klimaschutz, umgesetzt werden können, ohne dabei den Wirtschaftsstandort Deutschland zu gefährden und ohne soziale Verwerfungen zu riskieren. Eine Demokratie, die ihren Namen verdient, kann bei solch einschneidenden Veränderungen, wie wir sie vor uns haben- z.B. den Umbau des kompletten Energieversorgungssystems von zentral auf dezentral - nur auf die Information, Bildung und Beteiligung einer breiten Bevölkerungsmehrheit setzen. Das hierzu benötigte Personal muss ebenso ausgebildet werden. Damit muss der beruflichen Nachhaltigkeitsbildung (BBNE) eine zentrale Rolle in dem aktuellen transformativen Prozess zukommen, in dem wir uns bereits befindenden. Besonders deutlich wird dies in der beruflichen Erstausbildung bzw. der Meisterausbildung. Nirgends sonst kann Gelerntes schneller und flächendeckend in die Betriebe transportiert sowie zusätzlich auf privater Ebene umgesetzt werden als durch entsprechende BNE Inhalte innerhalb der jeweiligen Berufsausbildung. Tages- oder Blockunterricht sorgen dafür, dass die „Halbwertszeit“ des Wissens und Könnens in diesem System nicht überschritten wird, neue Produktionsverfahren extrem schnell umgesetzt und innovative, nachhaltige Produkte den Weg in den Markt finden werden. Damit wird Wettbewerbsfähigkeit hergestellt, der Wirtschaftsstandort und die damit verbundenen Arbeitsplätze gesichert. Diese Möglichkeit hat nur berufliche Bildung in diesem Maße – und da die Menschheit, u.a. laut den Wissenschaftlern des Intergovern­mental Panel on Climate Change IPCC, bei der Lösung der dringlichsten Probleme weltweit noch immer  erschreckend hinterherhinkt und entsprechende Beschlüsse aus verschiedenen Gründen nur schleppend umgesetzt werden, wäre es sträflich, die Vorteile des beruflichen Bildungswesens bzw. des dualen Systems in Deutschland gerade an dieser Stelle nicht zu nutzen.

5. VLB und BBNE

In Kenntnis obiger Zusammenhänge hat der VLB auf einer Fachtagung zum Thema BBNE am 2. April 2022 in Mindelheim ein 10-Punkte-Programm verabschiedet und seine dringlichsten Forderungen an die Politik damit manifestiert, um die Lehrsituation an den beruflichen Schulen entsprechend der Bedeutung der Thematik zu verbessern.

Der VLB stimmt sich dabei mit anderen Verbänden inner- und außerhalb der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Lehrerverbände abl ab. Dies gilt zusätzlich auch für länderübergreifende und internationale Kooperationen.

Der VLB bekennt sich darüber als Gesamtverband zu den 17 UN-Zielen der Nachhaltigkeit und richtet seine eigenen Aktivitäten an diesen Zielen aus.

VLB-Positionspapier Bildung für Nachhaltigkeit

6. Fachgruppe Nachhaltigkeitsbildung im VLB

Die Fachgruppe BBNE bietet jedem Mitglied die Möglichkeit, themenbezogene Anregungen jedweder Art in den Verband einzubringen und sich aktiv an der Umsetzung derselben zu beteiligen. Die Fachgruppe veröffentlicht in der Mitgliederzeitschrift vlb-akzente ständig einschlägige Artikel mit Bezug zu aktuellen Themen, die direkt oder indirekt unterrichtsrelevant sind und/oder im Unterricht aufbereitet werden können. Neben Best-Practice-Beispielen finden Sie auf unserer Website auch verschiedene Anbieter von Fortbildungen, pädagogische Wettbewerbe für Ihre Schulklassen, Informationen zu Schulprogrammen zum Thema Nachhaltigkeit, Ansprechpartner, z.B. in Wirtschaftsorganisationen und  bei anderen Verbänden, für Ihre Anliegen und für Auskünfte zu schulischer Umsetzung von BBNE. Selbstverständlich sucht die Fachgruppe in enger Abstimmung mit dem Vorstand und den jeweiligen Personalräten den Kontakt zu Bildungspolitik und Verwaltung, Universitäten, Kammern, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen und entsprechenden Verbänden auf allen relevanten Ebenen.

Eine Zukunftsaufgabe: Lehrkräfte sind durch ihr eigenes Verhalten gewollt oder ungewollt immer auch Multiplikatoren und Botschafter für ihr Umfeld, insbesondere jedoch für ihre Schülerinnen und Schüler (SuS). Der Fachgruppe ist es über den rein pädagogischen Auftrag hinaus ein Herzensanliegen, dass jedes VLB-Mitglied durch uns Orientierungshilfen für persönliche Angelegenheiten/Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen, eigenen Lebensgestaltung erhält. Ein Bündnis entsprechender Partnerorganisationen mit einschlägigem Wissen helfen dabei genauso wie KollegInnen, die aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds derartige Auskünfte geben können (berufliche Bildung kann das!). Dieses Netzwerk wollen wir zusammen mit Ihnen aufbauen. Und glauben Sie eines: Das, was Sie persönlich interessiert, interessiert auch die Mehrheit Ihrer SuS, womit sich der Kreis zum eigenen Unterricht doch wieder schließt.

7. BBNE in der Berufsschule

Wo finde ich Fortbildungen bzw. Unterstützungsangebote für mich und meinen Unterricht?


Partnerorganisationen bei Nachhaltigkeitsbildung sind u.a.:

  • Bay. Kultusministerium (StMUK)
  • ISB Bayern
  • Regierung in
    • Mittelfranken
    • Niederbayern
    • Oberbayern
    • Oberfranken
    • Oberpfalz
    • Schwaben
    • Unterfranken

Information und Unterstützung finden Sie auch beim:

  • Bundesumweltamt,
    www.umweltbundesamt.de
  • Umweltministerien anderer Bundesländer
  • Kultusministerien anderer Bundesländer
  • Österreichisches Bundesministerium Bildung, Wissenschaft und Forschung
  • Wirtschaftsministerien Bund/Bayern
    www.stmwi.bayern.de
  • Umweltministerium Bayern
  • Umweltorganisationen (BUND; NABU; Greenpeace; WWF, Robin WOOD, Umweltinstitut München
  • Umweltreferenten der Landkreise
  • Umweltreferenten der regionalen HWKs und der IHKs
  • Energieagenturen (Bayern)
    energieagenturen.bayern

Pädagogische Wettbewerbe

Schulprogramme

Unsere Erfolge:

  • Fachtagung BNE 02.April 2022
  • Forderung nach einer BNE-Stelle am KM
  • Verbandsinterne Entscheidungen

8. Handreichung BBNE GREENPEACE (PDF)

Die BBNE-Handreichung von GREENPEACE Deutschland

BERUFLICHE BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
Whole School Approach und Unterrichtsgestaltung an berufsbildenden Schulen

mit zahlreichen Kopiervorlagen steht Ihnen hier als PDF-Datei zum Download bereit.

9. Agenda 2030 zum Nachlesen (PDF)

Die

Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen
Transformation unserer Welt - Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung 2030

in deutscher Sprache steht Ihnen hier als PDF-Datei zum Download bereit.

  • Karl Geller
  • Fachgruppe Nachhaltigkeitspädagogik

    Karl Geller

    Fachgruppenleitung
    Kontakt

    Bei weiterführenden Fragen wenden Sie sich bitte direkt durch Anklicken des Mail-Links an den Fachgruppenleiter Karl Geller.

    bne(at)vlb-bayern.de