11. April 2019

FG FOS/BOS Markus Domeier

ArGe FOSBOS im Gespräch mit Staatsminister Prof. Dr. Michael Piazolo

  • Von links: Johannes Benkert (brlv), Dr. Maike Tholen (vlb), Staatsminister Prof. Dr. Michael Piazolo, Viola Freundl (bpv), Markus Domeier (vlb)

Am 3. April 2019 trafen sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft FOSBOS der bayerischen Lehrerverbände vlb, bpv und brlv mit Herrn Staatsminister Prof. Dr. Michael Piazolo im Staatsministerium für Unterricht und Kultus zu einem Gespräch, an dem auch der für FOSBOS zuständige Referatsleiter im Staatsministerium, Herr MR Günter Liebl, teilnahm.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde bedankte sich die ArGe bei Herrn Staatsminister Piazolo für die Wertschätzung, die er den beruflichen Schulen im allgemeinen und der FOSBOS im speziellen entgegenbringt. Die Teilnahme und Ansprache am diesjährigen FOSBOS-Tag am 24.02.2019 in Würzburg fand großen Anklang bei den Teilnehmern. Die Mitglieder der ArGe betonten in diesem Zusammenhang ihre Zufriedenheit mit dem derzeit an FOSBOS laufenden Innovationsprozess. Ausdrücklich hervorgehoben wurde dabei die Einbindung der Schulen in die Entscheidungsprozesse, die Dank des unermüdlichen Einsatzes von Ministerialrat Günter Liebl in einem transparenten Bottom-up-Prozess gemeinschaftlich gestaltet werden konnten.

Im weiteren Gesprächsverlauf wurden die anstehenden Herausforderungen anhand der Besonderheiten der Schulart FOSBOS an Herrn Staatsminister Piazolo herangetragen.

Die FOSBOS steht wie keine andere Schulart im gegliederten bayerischen Schulsystem für sozialen Aufstieg und Bildungsgerechtigkeit. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die als „first in familiy“ und somit aus eher bildungsferneren Schichten kommend einen höherwertigen Bildungsabschluss anstreben ist vergleichsweise hoch. Die Schülerinnen und Schüler treten aus den verschiedensten Schularten an die FOSBOS über, was eine große Heterogenität bezogen auf das Leistungsniveau mit sich bringt. Zudem ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an FOSBOS doppelt so hoch wie z. B. an den bayerischen Gymnasien. Eine flächendeckende Einstellung von Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen, die sich zusammen mit den Lehrkräften in multiprofessionellen Teams den Herausforderungen stellen, ist daher unerlässlich. In diesem Zusammenhang wurde vor dem Hintergrund der derzeitigen Eingruppierung in E9 auf die Schwierigkeiten der Gewinnung von Schulsozialarbeitern hingewiesen und eine Anhebung der Eingangsbezahlung in diesem Bereich gefordert.

Eine weitere Besonderheit der FOSBOS zeigt sich in der vergleichsweise kurzen Schulzeit der Schülerinnen und Schüler vom Eintritt bis zum Abschluss. Der Leistungs- und Zeitdruck ist daher sehr hoch. Folglich darf in Vertretungsfällen kein Unterricht entfallen, was die verantwortungsbewussten und motivierten Lehrkräfte bis an ihre Leistungsgrenze heranführt. Um diesem Zustand gerecht zu werden, ist eine Versorgung „100PLUS“ unabdingbar, d. h. dass neben der vollständigen Abdeckung des Pflichtunterrichts an jeder Schule Lehrkräfte als integrierte Lehrerreserve zur Verfügung stehen, die unter normalen Umständen Differenzierungs- und Intensivierungsstunden anbieten und ohne großen organisatorischen Aufwand und ohne zeitlichen Verzug die anfallenden Vertretungen übernehmen können. Nur so kann dem Recht der Schülerinnen und Schüler auf eine bestmögliche Vorbereitung auf die Abiturprüfungen Rechnung getragen werden.

Als weitere Herausforderungen wurden die Themen Digitalisierung und die hohe Fluktuation in den Lehrerkollegien aufgrund des vergleichsweise hohen Anteils befristeter Arbeitsverträge angesprochen. In letzterem Bereich finden derzeit intensive Gespräche zwischen dem Hauptpersonalrat und dem Staatsministerium zur Lösung dieser Problemlage statt.

Herr Staatsminister Piazolo bedankte sich ausdrücklich bei allen FOSBOS-Akteuren für deren tägliche Arbeit und die hohe Innovationsbereitschaft der Schulart. Der Stellenwert des praxisorientierten und alternativen Wegs zur Hochschulreife über die FOSBOS ist auch aus politischer Sicht unbestritten. Er zeigte sich offen für die Anliegen und Forderungen der FOSBOS-Gemeinschaft und signalisierte, dass er die Herausforderungen allesamt „auf dem Schirm“ habe und sich intensiv um Lösungsansätze bemühen werde.

Besonderheiten und Herausforderungen an FOSBOS im Überblick:

Hoher Migrationsanteil und große Heterogenität in den Klassen
Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Zubringerschularten und des vergleichsweise hohen Migrationsanteils liegt eine große Heterogenität in den Klassen an FOSBOS vor.

Die ArGe-FOSBOS fordert deshalb:

  • Flächendeckende Einstellung von Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen
  • Anhebung der Besoldung der Schulsozialarbeiter (derzeit E9)

Vergleichsweise kurze Schulzeit vom Eintritt bis zum Abschluss an FOSBOS

Im Vergleich zu anderen Schularten absolvieren die Schülerinnen und Schüler mehrheitlich lediglich eine ein- bis zweijährige Schulzeit an FOSBOS, ausschließlich in Oberstufenunterricht. Unterrichtsausfälle in Vertretungsfällen sind aufgrund dessen nur schwer zu kompensieren.

Die ArGe-FOSBOS fordert deshalb:

  • Vollständige Abdeckung des Pflichtunterrichts durch Zuweisung von ausreichend Planstellen
  • Einführung einer integrierten Lehrerreserve „100PLUS“
  • Abbau der derzeit hohen Quote an befristeten Verträgen

MARKUS DOMEIER