Ein Kommentar vom stellvertr. Landesvorsitzenden Christian Wagner
Der Unterricht hat begonnen! Wir sind Vorreiter!!
Haben Sie unseren Kultusminister auch gehört? Er spricht immer von 14 % der Schülerinnen und Schüler, die seit 27. April wieder in den Unterricht kommen. Diese Zahl klingt doch machbar und stimmt sicher für Gymnasien, Real- und Mittelschulen. Aber bei unseren beruflichen Schulen schaut die Zahl ganz anders aus. Teilweise kommen über 50 % vor allem im FOS/BOS-Bereich und an die 30 % an den Berufsschulen wieder zum Unterricht. Wir sind also weit über den 14 % des Ministers.
Rudi Keil, unser Hauptpersonalrat und stellvertretender Landesvorsitzender des VLB hat das mit folgenden Worten kommentiert: „Es kommt mir so vor, als wären wir die Versuchskaninchen.“ Mal schauen, ob das bei uns klappt und wie sich die Infektionszahlen weiter entwickeln.
Aber seien wir doch ehrlich! Welche Schulart wäre in der Lage, solche extremen Situationen zu meistern? Wer hat bei der Flüchtlingskrise gezeigt, was sie kann? 1200 Klassen und 24 000 Schüler. Das beschulen von „jetzt auf gleich“ können nur wir Berufler! Jetzt ist es wieder so weit. Wenn andere Schularten nur wenige Abschlussschüler haben, sie aber schon froh sind, dass sie das bewältigen, denken wir in anderen Dimensionen. Wenn man die Presseberichte liest und die Schulleiter der betroffenen Schulen hört, merkt man, es läuft.
Unser oberstes Ziel ist der Schutz der gesamten Schulfamilie. Dazu haben wir in den letzten Tagen auf die schnelle Lösungen geschaffen. Wir müssen uns an die Hygienevorschriften halten. Wir müssen den Mindestabstand von 1,5 m einhalten. Wir dürfen max. 15 Schüler in einer Klasse beschulen.
- Wenn das nicht eingehalten wird, dann geht’s nicht! Dann dürfen wir die Schülerinnen und Schüler nicht in die Schule lassen. Wie in einem Einkaufsmarkt. Wenn der voll ist, werden auch die Türen verschlossen. Wir verschließen keine Türen, wir bestellen einfach nur die Schüler in die Schule, für die wir auch Platz haben. Welches Modell nun die Schulen einsetzen, um die Schüler professionell zu beschulen, muss jeder Schule überlassen werden. Ob nun ein Teil der Schüler nur 2 Tage da ist und die anderen Schüler 3 Tage, ob eine Klasse in der ersten Woche, die zweite Klasse in der zweiten Woche, all das müssen die Schulen mit der Schulfamilie besprechen und festlegen. Hier ist Kreativität gefragt, die uns Berufler auszeichnet. Auch wir haben für solche Probleme keine Blaupause, aber wir suchen keine Probleme, wir lösen sie. Dazu brauchen wir aber auch immer den Freiraum, um das auch umsetzen zu können.
- Wenn wir die Versuchskaninchen sind, dann aber diejenigen, die zeigen, dass es klappt. Wenn es bei uns nicht geht, dann bei keiner anderen Schulart.
- Wenn ab dem 11. Mai wieder, wie auch immer, alle Schülerinnen und Schüler an die Schulen zurück kommen, haben wir Lösungen parat. Online, kombiniert mit Präsenzunterricht, Gruppenbildung, Reduzierung auf das Wesentliche, …
Unsere Auszubildenden haben dies auch bitter nötig. Die unterrichtsfreie Zeit wurde in vielen Fällen nur selten für die Berufsschule verwendet. Vielmehr mussten die Lehrlinge in den Firmen arbeiten, da oftmals Kolleginnen und Kollegen wegen der Coronakrise nicht in die Arbeit kommen konnten. Dass nicht gleichzeitig alle Schülerinnen und Schüler an der Schule sein können, leuchtet jedem ein. Daher werden wir weiterhin unser Bestes geben, dass am Ende keiner benachteiligt wird. Unser Ziel ist und bleibt, eine hervorragende Ausbildung auch in Krisenzeiten.
Einfach weil wir es können und es unsere Auszubildenden verdient haben.
Schöne Grüße
Christian Wagner